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AutorenbildMartina Kohrn

Verständnis und Perspektiven zum Thema Trauma

Wie die klare Definition von Trauma und Trigger in der Arbeit mit Jugendlichen helfen kann


Vermutlicht hast auch du in deinem Alltag immer wieder die Worte "Trauma" und "Trigger" gehört oder auch selbst verwendet. Aber wissen wir eigentlich so richtig, was es bedeutet?


Wichtig ist zum einen der Unterschied zwischen einem traumatischen Ereignis und den Folgen des Traumas zu kennen, aber auch Arten von Traumata und Heilungsmethoden.


Und warum "triggert" mich heute eigentlich so viel mehr?


Das erfährst du im Artikel:


Martina Kohrn Trauma und Trigger

Ansätze zur Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen


Viele Worte werden immer leichtfertiger benutzt ohne, dass die Definition so richtig klar und einheitlich ist. Ein Trauma sollte aus verschiedenen Perspektiven verstanden werden und Unterstützung anbieten, um Menschen auf ihrem Weg zur Heilung zu begleiten.


"Das triggert mich", heißt es ganz häufig. Doch was ist eigentlich ein "Trigger" genau und was ist ein Trauma und welche Ansätze zur Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen gibt es. Das passt natürlich nicht in 30 Minuten, aber Melanie Reißig, eine Traumatherapeuting aus Wuppertal, erzählt uns anschaulich und gibt einige praktische Ideen mit auf den Weg.


Das vollständige Interview findest du hier:


Wie definiert sich ein Trauma?


Der Begriff "Trauma" wird in verschiedenen Kontexten häufig verwendet, aber oft verzerrt und missverstanden. Wenn z.B. ein/e Chirurg*In über Trauma spricht, meint er/sie etwas anderes als ein/e Psycholog*In. Und wenn ein/e Pädagog*In Trauma erwähnt, könnte er/sie sich auf einen weiteren, anderen Aspekt beziehen. Oft verwechseln wir die Begriffe im Zusammenhang mit dem traumatischen Ereignis und den Folgen des Traumas und verwenden "Trauma" für beides.

Wenn also etwas Schreckliches passiert, könnten wir sagen: "Ich habe ein Trauma". Dabei bezieht sich das tatsächlich auf die Trauma-Folgen, und es ist wichtig, zwischen den beiden zu unterscheiden: Eine Trauma-Folge, das, was wir in den Bereichen Psychologie und Bildung allgemein als "Trauma" bezeichnen. Es handelt sich quasi um ist eine psychische Wunde, die oft mit Ohnmacht und lebensbedrohlich erlebt wird.


Die moderne Verwendung von "Triggern"


In letzter Zeit ist der Begriff "Trigger" recht modisch geworden. Es scheint, als gäbe es kein Buch, keinen Film oder keinen Instagram-Inhalt mehr ohne Triggerwarnung.

Dabei kann selbst das Wort "Trigger" an sich kann einige Menschen triggern. Durch die gesteigerte Sensibilität infolge von Corona fühlen sich viele Menschen jetzt von verschiedenen Reizen getriggert, die sie vor einigen Jahren als normal betrachtet hätten.


Zum Beispiel könnte während einer offenen Schulungsveranstaltung für Pädagog*Innen zum Thema Trauma bei Kindern jemand ausrufen: "Das triggert mich"

Und obwohl das Thema natürlich nicht leicht ist, ist es wichtig es zu bedenken, da es ja nunmal jederzeit vorkommen kann.


Dies ist ein Trend und wird wahrscheinlich von der gestiegenen Sensibilität beeinflusst, die wir Menschen in diesen herausfordernden Zeiten entwickelt haben.


Eine Unterscheidung von Traumata


Während die Traumatherapie bei Kindern in der Vergangenheit keine bedeutende Rolle spielte, haben verschiedene Faktoren wie zum Beispiel die Flüchtlingskrise es zu einem weit verbreiteten Thema gemacht.

Heutzutage handelt es jedoch oft auch um ein Bindungstrauma, berichtet Melanie Reißig. Sie erlebt viele erwachsene Klienten im Alter von 40 bis 50 Jahren die unter Bindungstraumata leiden, die aus ihrer Kindheit stammen. Diese Erwachsenen erlebten traumatische Ereignisse, die zu ihrer Zeit als normal galten. Zum Beispiel die Trennung von ihren Müttern kurz nach der Geburt für Wochen oder z.B. eine stationäre Asthmabehandlung im Alter von zwei Jahren.

Viele Erwachsene erinnern sich an solche Erfahrungen, die tiefe emotionale Narben hinterlassen haben. Gut ist, dass wir heute über mehr Wissen und Verständnis verfügen und so besser sicherstellen können, dass Kinder von heute keine Bindungsstörungen erleiden, die später zu Traumata führen.


Wichtig ist auch, dass nicht alle traumatischen Erfahrungen Gewalt oder Missbrauch beeinhalten. Selbst scheinbar gut gemeinte Handlungen wie übermäßig schützende Erziehung oder überfürsorgliches Verhalten können zu Bindungsstörungen führen. Es kann in beide Richtungen gehen: Ein Kind, das auf sich selbst gestellt ist, oder eines, das mit übermäßiger Sorge überhäuft wird, steht vor Herausforderungen bei der Bildung gesunder Bindungen. Das Verständnis für diese Komplexität kann helfen, die Wurzeln von Bindungsstörungen zu identifizieren und sie effektiv anzugehen.


Bei der Diskussion über Trauma ist es wichtig, Folgende zu unterscheiden:

  • einmaligen Traumata

  • chronischen Traumata

  • komplexen Traumata

Letztere entstehen oft aus generationalen Traumata in Familien. Diese generationalen Traumata, wie das Phänomen der "Kriegsenkel", deuten darauf hin, dass das Trauma möglicherweise über hormonelle Mechanismen weitergegeben wird. Hier ist die Forschung aber noch nicht abgeschlossen.


Um Trauma zu verstehen und anzugehen, ist es wichtig, Bildung und Ressourcen bereitzustellen. Je mehr wir über das Thema wissen, desto besser können wir damit umgehen und gesunde Grenzen setzen.


Auch praktische Übungen können hilfreich sein. Ein Beispiel ist die Butterfly-Methode, eine vereinfachte Version der Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR), einer anerkannten Methode zur Traumatherapie. Die Butterfly-Methode besteht darin, sich abwechselnd auf die Schultern zu klopfen und erzeugt das Gefühl von Stimulation und Selbstumarmung. Diese Methode kann täglich zur persönlichen Stressreduktion und als effektives Erste-Hilfe-Werkzeug eingesetzt werden.


Widerstandsfähigkeit zur Heilung von Traumata


Bei der Arbeit mit Kindern oder Erwachsenen, die Traumata erlebt haben, ist es entscheidend, ein Gefühl von Sicherheit und Stabilität zu schaffen.

Im Mittelpunkt sollten Widerstandsfähigkeit und die Bereitstellung von Ressourcen zur Bewältigung und Heilung stehen. Das kann Aktivitäten, Routinen und Übungen beeinhalten, die es den Betroffenen ermöglichen, stetig zu heilen und gesunde Bindungen zu entwickeln.


Zusammenfassend ist es für alle, die in der Bildung oder Psychologie arbeiten, entscheidend, Trauma aus verschiedenen Perspektiven zu verstehen und Nuancen seiner Auswirkungen zu erkennen.

Durch Bereitstellung von Ressourcen, Förderung der Widerstandsfähigkeit und Anerkennung der Vielfalt traumatischer Erfahrungen können wir Menschen auf ihrem Weg zur Heilung unterstützen.

Ein Trauma wirkt komplex, aber mit dem richtigen Wissen und der richtigen Unterstützung kann es effektiv behandelt werden.


Das Gespräch fand mit Melanie Reißig vom LÖSYM e.V. in Wuppertal statt.


 
Martina Kohrn Konflikttrainerin

Hi, ich bin Martina Kohrn - Konflikt- und Resilienztrainerin für Fach- und Führungskräfte aus Jugendhilfe, Kita und Pflege.


☑ Sei sicherer in Konflikt- und Krisensituationen.

☑ Gestalte ein starkes und humorvolles Miteinander im Team.

☑ Sichere Dir praxisnahes Handwerkszeug für mehr Ruhe und Gelassenheit.





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