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Gibt es das? Den richtigen Umgang mit Gewalt und Aggression

Aktualisiert: 27. Nov. 2023

Klare Haltung zeigen


In der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen kann es immer wieder zu aggressiven Verhalten und Gewalt kommen. Dieses nicht ohne Grund.


Dennoch ist es wichtig, als Pädagog*in eine klare Haltung zu zeigen und sich diese Fragen zu stellen:

  • Wie und wo sage ich Nein?

  • Nutze ich gewaltfreie Kommunikation?

  • Wie setze ich Grenzen?


Das erfährst du im Artikel:

Wie definiert sich Gewalt?

Wie sollten Pädagog*innen auf Gewalt reagieren?

Dein Motto: Lebe deine Grenzen, es fängt bei dir an!

Pädagogische Fachkräfte sollten eine klare Haltung leben

Die Körpersprache ist für die klare Haltung sehr wichtig

Die Geschichte dahinter: wichtig für eine klare Haltung

Machtspielchen versus klare Haltung

Regeln brauchen auch Konsequenzen

Fazit: Zeige deine Grenzen, lebe das Regelwerk und formuliere realistische Konsequenzen


Martina Kohrn Umgang mit Gewalt Klare Haltung zeigen

Was ist wichtig, um eine klare Haltung zeigen zu können?


Klare Haltung zeigen, darüber habe ich mich mit Ulrich Krämer unterhalten. Er ist Konflikt- und Anti-Aggressionstrainer aus Erfstadt.


Im Gespräch ging es darum

  • Wann, wo und wie du eine klare Haltung haben solltest

  • Warum das nicht mit Machtmissbrauch zu verwechseln ist

  • Warum Körpersprache so wichtig ist.

Das Gespräch findest du hier:


Wie definiert sich Gewalt?


Es gibt wahnsinnig viele Definitionen von Gewalt. Ich möchte hier nicht wissenschaftlich werden. Schön fand ich eine Definition, die Ulrich Krämer aus einer Grundschulklasse mitgebracht hat:


„Gewalt ist das, was weh tut, was im Herzen weh tut, was auf der Haut weh tut. Das ist für uns Gewalt.“


Das heißt, der Gewaltbegriff beinhaltet dann immer eine gewisse Schädigung und eine Grenzüberschreitung des Opfers, der damit nicht einverstanden ist.


Allen Gewaltbegriffen ist ja auch gemein, dass es darum geht, dass Macht gebraucht wird.


Häufig kommt es vor, dass Kinder oder Jugendliche Gewalt unterschiedlich verstehen.


Sie sagen: „Gewalt ist das körperliche Messen - ein bisschen dissen und herausfinden, wie verbal kreativ bin ich denn eigentlich.“

Und auch: „Wie kann ich mich positionieren innerhalb einer Gruppe?“ Und das ist oftmals eher spaßig und locker formuliert.

Und sich zu positionieren und zu messen, gehört ja letztendlich zu einer gesunden Entwicklung von Kindern und Jugendlichen auch dazu.

Es geht also um zwei grundsätzlich unterschiedliche Dinge – sich messen und jemanden schaden und über die Grenzen einer anderen Person gehen. Ein erheblicher Unterschied.

  • Definition von Gewalt ist unterschiedlich

  • Positionierung innerhalb einer Gruppe

Wie sollten Pädagog*innen auf Gewalt reagieren?


„Martina, ich hätte gerne ein Rezept, wie ich denn… machen kann“.


So beginnen manche Trainings und leider muss ich den Zahn ziehen.


Denn es gibt nicht die eine einheitliche Handlungsweise für pädagogische Fachkräfte in der aggressiven oder gewalttätigen Situation.


Es ist aber wichtig, dass du immer vorab wahrnimmst:

  1. Ist es nur Spaß zwischen den beiden? Also wirklicher Spaß und keine Person fühlt sich gegängelt etc.

  2. Wie oft findet es statt - Ist das schon eine systematische Geschichte oder ist das mal eine einmalige Handlung?

Ansonsten darfst du wie oben erwähnt bedenken, dass körperliches Messen normal ist und die Jugendlichen sollten auch mal auch ringen und raufen können.


In der Wohngruppe, in der ich gearbeitet hatte, war es tägliches Brot, dass die Jungs sich immer wieder gerantelt haben (es war auch bei Mädchen usus, aber ich habe länger mit Jungen gearbeitet, daher jetzt das Beispiel).


Wollen wir nicht alle mal „die Sau rauslassen“?


Was ist die Motivation. Ulrich Krämer stellt diese Fragen noch mal heraus.


Es kann auch einen Spaßfaktor haben, spielerisch leichte Gewalt auszuüben oder sich anschließend körperlich zu spüren. Also hier immer genau hinsehen.


Natürlich geht es hier nicht um starke oder wirklich gefährliche Gewalt.

  • die harmlose und gute Form von Gewalt

  • Was ist noch Spaß?

Dein Motto: Lebe deine Grenzen, es fängt bei dir an!


Und noch wichtiger, um mit solchen herausfordernden Situationen umzugehen und innere Stärke und eine klare Haltung zu bewahren, ist es, dass du deine Grenze rechtzeitig wahrnimmst. Und auch mit den Kids und Jugendlichen erarbeitest, wo deren Grenzen sind.


Doch neben dem Erkennen geht es vor allem auch um die Umsetzung im Außen.


Folgendes gilt sowohl für Pädagog*innen als auch für Schüler*innen:

  1. Erkenne deine Grenzen und benenne diese auch

  2. Nimm Grenzen wahr und übe dich in Grenzsetzung

Also: Zeige deine Grenzen deutlich!

Verteidige deine Grenzen. Das tut keine*r für dich.


Alles fängt bei dir an. Durch eigene Erfahrungen kannst du reflektieren und musst nicht nur beim Gegenüber Antworten suchen.


Pädagogische Fachkräfte sollten eine klare Haltung leben


Wünschenswert im Umgang miteinander wäre es natürlich, wenn alle pädagogische Fachkräfte eine klare Haltung haben und diese leben.


Ein Beispiel aus dem Schulalltag:


Ein/e Schüler*in stört und du möchtest klare Regeln umsetzen, aber deine Worte und deine Körpersprache haben diese Klarheit nicht. Somit setzt der/die Betroffen/e deinen Wunsch auch nicht um.


Als Basis darf es immer ein Regelwerk und ein Konsequenzen-System geben, was berechenbar ist und was teameinheitlich ist.


Und dann ist die Frage: Wie setze ich die Regeln wirklich konsequent und klar um?


Wobei beim Thema Regelwerk auch zu beachten ist: wer braucht diese Regel jetzt eigentlich? Der Jugendliche oder der Betreuende. Aber das ist ein Thema für einen neuen Blog Artikel.


Ignoriert z.B. der störende Schüler / die störende Schülerin deinen Wunsch den Klassenraum zu verlassen, darfst du ruhig bleiben und ohne viel Drumherum sagen:


Du gehst jetzt!


Die Kunst liegt dann darin, die Geduld zu haben, diesen Moment auszuhalten, dass der Schüler geht. Wenn du hier konsequent bist und die Schüler*innen dich so erleben, werden sie das bald nicht mehr in Frage stellen. An dieser Stelle geht es um Klarheit in der Aussage, der Stimme und der Körpersprache.


Die Körpersprache ist für die klare Haltung sehr wichtig


Genau diese Körpersprache darfst du dir als pädagogische Fachkraft zur Hilfe nehmen, denn ohne wird es schwierig.


Pädagog*innen arbeiten – gerade, wenn sie müde sind – mit weniger Präsenz.

Doch Körpersprache hat einen großen Anteil an unserer Kommunikation. Du kannst dich nicht nur auf das gesprochen Wort verlassen.


Hierzu findest du den Blog Artikel zur Statuswippe.


Die Fragen sind also:

  • Wie kann ich Sicherheit trainieren?

  • Wie kann ich eine sichere Körperhaltung haben?


Die Geschichte dahinter: wichtig für eine klare Haltung


In jeder, wirklich in jeder Situation, darfst du dir aber noch einmal die individuellen Bedürfnisse ansehen.

Das ist absolut kein Widerspruch zu einer klaren Haltung.


Du kannst generell darauf achten:

  • Wie schaut mein Gegenüber und kann ich daraus schon etwas ableiten?

  • Wie tickt er eigentlich?

  • Was hat ihn geprägt? Warum ist er so wie er ist?

  • Wie ist er aufgewachsen?

  • Gibt es irgendwelche bekannten Traumata?

  • Gibt es irgendwelche Einschränkungen oder psychische Einschränkungen?


Du solltest so gut es geht versuchen zu verstehen, wer dahinter steckt und versuchen, bei der Person etwas Liebenswertes finden.


Dies kann helfen, den Menschen zu verstehen und nachzuvollziehen, warum er sich auf eine bestimmte Art und Weise verhält.


Es kann immer einen „guten Grund“ für ein bestimmtes Verhalten geben. Wenn ich diesen verstehe, ist es einfacher, mit dem Verhalten umzugehen. Ich brauche Klarheit, aber ich brauche auch immer wieder ein gewisses Maß an Individualität.


Oder anders: Ich brauche immer etwas Flexibilität, um auf „den guten Grund“ reagieren zu können.


Diese Flexibilität heißt aber nicht, dass du dadurch willkürlich handeln kannst. Du kannst nur von einem Regelwerk abweichen, wenn es ein stabiles Regelwerk gibt, welches die Schüler*innen kennen. Das funktioniert und die Kinder sind da oft verständnisvoller und toleranter, als wir denken.


Machtspielchen versus klare Haltung


Wenn du als als Pädagog*in arbeitest, hast du Macht.


Macht hat für viele Menschen einen schalen Beigeschmack. Dabei ist es gut, wenn wir machtvoll sind. Dann dann können wir: gestalten, führen, leiten, begleiten.


Was schwierig ist, ist der Missbrauch von Macht.


Es ist wichtig, dass du Ausdauer bei der Umsetzung von Konsequenzen hast, aber es sollte kein Kampf werden. Also ich muss nicht überall einen drauf setzen und verbal kontern und wenn das Kind / der/die Jugendliche hochfährt, körperlich mit hochfahren.


Wie heißt es so schön - wer kämpft, hat die Option zu verlieren. Und verlierst du gerne?


Viel wichtiger ist es:


Sei klar, wenn nötig ausdauernd und vielleicht auch ein bisschen penetrant, aber kämpfe nicht!


Ein Beispiel, um es konkreter zu machen: wenn du möchtest und die Erwartung hast, dass ein*e Schüler*in den Raum verlässt, dann bleibe dran und warte, bis der/die Schüler*in den Raum verlässt.


Hierbei geht es nicht darum den Schüler vorzuführen. Es darf gerne auch klar werden, dass du sie/ihn weiterhin magst/respektierst, aber dass an dieser Regel in diesem Moment nichts zu rütteln ist.


Wichtig ist, dass da die Wertschätzung deutlich bleibt und du es aber nicht zu deinem Problem werden lässt. Das bleibt ganz bei deinem Gegenüber. Denn Abgrenzung ist auch hier gesund.


Regeln brauchen auch Konsequenzen


Konsequenzen brauche ich an der Stelle, wenn es Regeln gibt. Und Regeln brauchen wir.


Oder wie siehst du das?


Regeln sind auf eine Art Leitplanken und Erziehung kannst du so verstehen, dass wir hierbei Leitplanken setzen und in diesen Leitplanken können sich Kinder und Jugendliche frei entwickeln.


Wenn aber die Leitplanken nicht da oder völlig unklar sind, schaut das Kind: wo sind denn die Leitplanen. Das heißt, wir brauchen diese deutlichen Leitplanken. Diese geben Sicherheit, ein elementares Grundbedürfnis.


Fazit: Zeige deine Grenzen, lebe das Regelwerk und formuliere realistische Konsequenzen


Eine klare Haltung kannst du stärken, indem du deine Grenzen kennst und lebst. Und indem du das aufgestellte Regelwerk umsetzt, sodass die Kinder und Jugendlichen eine verlässliche Basis haben.


Unterstütze deine Worte mit einer starken Körpersprache. Bleibe flexibel in der Regel-Umsetzung, sollte eine persönliche Geschichte das Verhalten erklären oder die sonst übliche Regel verhindern.


 

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